Servus,
nach Oberammergau noch ein tolles Sportklettergebiet das erste Mal besucht: Achleiten, am Südwestende des Wilden Kaisers. Ich frage mich, warum ich nicht vorher schon da war: traumhafter Fels, lange Routen, relativ kurzer Zustieg, Südausrichtung. Unterwegs gewesen mit Kathrin, Caro, Pascal, Anton und Jonas. Ich als alter Sack habe den Altersdurchschnitt der Truppe um mindestens vier Jahre auf rund 25 hochgetrieben.
Anton und ich gaben uns zunächst den tollen „Fledermausriss“ (5+), der einem Untersektor der Hauptwand seinen Namen gibt. Leicht abgespeckt, aber dennoch gut kletterbar, mit guter Absicherung und Alpinfeeling.
Anschließend war die „Direkte“ (6+, 30m) dran, mein erster „Barfuß“-Sechser; das Barfuß-Klettern schwebte mir als passioniertem Barfußläufer schon länger vor. Die ersten Barfuß-4er erst vorletztes Wochenende in Oberammergau an der Westwand des Kofl gegangen, und nun wollte ich mal ausprobieren, wie weit sich das treiben lässt. Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich die Füße den Felsstrukturen anpassen. Selbst das Stehen auf wasserzerfressenem Fels mit Tropflöchern im oberen Teil der „Direkten“ ging erstaunlich gut und mit erträglichen Schmerzen.
In „Amadeus“ (7+/8-, 35m) links davon ging dann leider nach dem ersten Drittel nichts mehr mit barfuß, musste die Schuhe anziehen. Knifflige Plattenkletterei, teilweise auf warzigen und sehr griffigen Quarznoppen. Letztere spielen bei der Schlüsselstelle von „Diavolo“ (7+/8-, 35m) eine Hauptrolle: mit diesen kleinen Warzen als Griffe schiebt man sich aus einer Verschneidung heraus auf die Platte, was Fingerkraft und ein gutes Maß an Gleichgewicht erfordert. Schon bis dahin ist die Route herausfordernd und im unteren Teil kraftig. Im oberen Teil ist dann Ausdauer gefragt, mehr als 30 Meter wollen eben geklettert sein. Sowohl Jonas als auch ich fanden „Diavolo“ schwerer als „Amadeus“, obwohl beide gleich bewertet sind. Beides sind wirklich schöne Touren, und haben ihre zwei Sterne aus dem Führer (der maximal drei vergibt) echt verdient.
Pascal machte sich derweil an an der überhängenden Boulderei von „Hacker Pschorr“ (9-/9, 18m) zu schaffen und checkte die Tour erstmal genauestens aus, um sie dann beim ersten Versuch zu punkten. Der Wahnsinn im vierten Jahr des Klettererdaseins und zum Beginn der Fels-Saison.
Dasselbe Kunststück wäre ihm fast auch noch bei „Powerplay“ (8+/9-, 25m) gelungen, die mit drei Sternen bewertet ist und wohl zu den beliebtesten und schönsten Routen des Hauptsektors gehört. Irgendein Fußfehler verhinderte dann den Durchstieg. Ich hatte auch noch Gelegenheit, die Tour auszuchecken; bis auf den unteren Teil, der mehr Zustiegscharakter hat, wartet sie mit genialen Zügen an einer Serie von Zwei- oder Dreifingerlöchern auf. Sind diese gemeistert, quert man an sehr guten Henkeln bis zu einem Bauch, der nochmal alles, vor allem die Ausdauer, fordert. Kein Wunder, dass diese Tour so beliebt ist; trotz einer dicken Chalk-Schicht sind die zentralen Löcher immer noch sehr griffig.